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Die Gießereibranche befindet sich im Auge des Zyklons

fonderie du poitou

Die Gießereibranche befindet sich zwischen den Produktionsverlagerungen, die von den Auftraggebern Renault und Stellantis beschlossen wurden und dem von Brüssel gesteuerten « ökologischen Übergang », insbesondere dem zukünftigen Verbot von Verbrennungsmotoren gefangen.

Die 350 Mitarbeiter der „Fonderies de Bretagne“ kämpfen weiter. Im Mai haben sie ihre Initiativen vervielfacht, und setzen ihre Mobilisierung fort, die am 27. April mit der Entscheidung, die Fabrik zu besetzen, ein entscheidendes Stadium erreichte.

Auf dem Spiel steht die Zukunft dieses in Caudan (Morbihan) gelegenen Betriebs, der heute zum Renault-Konzern gehört. Die Leitung der Firma kündigte aber im Mai 2020 an, dass sie ihn loswerden wolle. Sie behauptet, dass die Fabrik diversifiziert werden muss, und neue Kunden gefunden werden müssen. Sie verkündete ebenfalls, dass die Suche nach einem Käufer „weitergeht ».

Bereits 1999 hatte das Renault-Management das Unternehmen an eine italienische Firma verkauft, die es dann an ein anderes transalpines Unternehmen veräußerte, was schließlich im Konkurs endete. Ein entschlossener Kampf der Belegschaft führte dazu, dass die Fonderie de Bretagne 2009 wieder in die Muttergesellschaft integriert wurde. Ein Sieg, den die Mitarbeiter gerne wiederholen möchten.

Nur: Vor zwölf Jahren war das Unternehmen das einzige, das bestimmte Teile produzierte. In der Zwischenzeit hat das Management von Renault viele Produktionen in EU-Länder (insbesondere) verlagert, wo die Bedingungen der « Wettbewerbsfähigkeit » als vorteilhafter gelten. Schlimmer noch: 2018 hatte ein Feuer den Standort verwüstet, was die Geschäftsführung dazu veranlasste, französische Techniker zur Schulung von Kollegen eines Nissan-Werks (Renault-Gruppe) in Spanien zu schicken, um die Kontinuität der Lieferungen zu gewährleisten. Ein Teil der Produktion wurde jedoch nie zurück geführt.

Die Gewerkschaften bestätigen, dass es ausreichen würde, wenn diese zurückkäme, und wenn die Verlagerungen nach Portugal und Slowenien nicht fortgesetzt würden, damit die Fabrik mit voller Kapazität laufen kann. Umso verärgerter sind die Mitarbeiter, dass ihnen nun zwar die « Diversifizierung » der Kunden als notwendig präsentiert wird, diese aber von der Renault-Führung 2009 schrittweise weitgehend eingeschränkt wurde. Die bretonische Gießerei produziert nun zu 90 % für Renault – nur 10 % sind für Dritte, wie zum Beispiel BMW, bestimmt.

Der von Bercy am 26. April organisierte « runde Tisch » wurde als Provokation empfunden: Die vom Wirtschaftsminister angekündigte Beihilfe von 50 Millionen für den Sektor würde keine Investitionen finanzieren, sondern eine Beihilfe für die « Diversifizierung » der Aktivitäten der Gießerei und die « Umstellung » der entlassenen Mitarbeiter darstellen. Ein CGT-Delegierter aus dem Werk Caudan zögerte nicht, auf den Kontrast zwischen « schönen Reden, die die industrielle Souveränität und die Verlagerungen preisen », und der Realität der von der Konzernleitung getroffenen und von der Regierung gebilligten Entscheidungen hinzuweisen.

Andere Gießereien befinden sich in einer ähnlichen Situation. Insbesondere zwei davon: die Fonderie du Poitou Alu und die Fonderie du Poitou Fonte, zwei Fabriken mit Sitz in Ingrandes (Vienne). In diesem Fall kamen die ausgelösten Katastrophen von der Gruppe, zu der sie gehören, dem britischen Konglomerat GFG (Gupta Family Group), das 35.000 Mitarbeiter und 300 Standorte in etwa dreißig Ländern hat.

Abgesehen davon, dass diese Gruppe – die nicht immer dafür bekannt war, ihre Investitionsversprechen zu halten – durch den Konkurs vom 8. März ihres ebenfalls britischen Finanzpartners Greensill, geschwächt wurde.

Neben den beiden Unternehmen in Ingrandes ist auch ein drittes Unternehmen, Alvance Aluminium Wheels (in Diors, Indre), in Frankreich der letzte Hersteller von Felgen, von der Schließung bedroht. Die drei Standorte – mit insgesamt fast 900 Mitarbeitern – sind von der GFG-Aluminiumtochter Alvance abhängig und wurden deshalb im April unter Zwangsverwaltung gestellt. Der Fall wird am 8. Juni erneut vor dem Pariser Handelsgericht verhandelt.

Auch wenn die Ausgangslage eine andere ist, so ist die Strategie der Eigentümer ähnlich wie die von Renault für die Fonderie de Bretagne beschriebene. Darüber hinaus ist Renault der Hauptkunde der Standorte im Poitou, vor allem für die Lieferung von Zylinderkurbelgehäusen, eine der Spezialitäten der Giesserei Fonte. Die Fonderie du Poitou hatte jedoch auch noch das Vertrauen anderer renommierter Traditionskunden wie Fiat oder Suzuki.

Nur werden die Mitarbeiter mit der gleichen Logik konfrontiert, die auch den französischen Auftraggebern Renault und Stellantis eigen sind: die Verlagerung der Produktion nach Spanien und Osteuropa. Und das dank des freien Kapitalverkehrs, einer der Säulen der EU, der durch die Verträge unantastbar gemacht wurde.

Die Gewerkschaft CGT der Fonderie Alu besteht ihrerseits auf einem mit der Belegschaft ausgearbeiteten Alternativprojekt, das Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro für zwei neue Gießverfahren erfordert, ein Projekt, das nicht nur das Schreckgespenst der Liquidation in Schach halten, sondern auch fast hundert Arbeitsplätze schaffen würde.

Bei einer anderen GFG-Tochter, Liberty Steel, in der die Stahlaktivitäten zusammengefasst sind, sieht es nicht viel besser aus. Zwei französische Unternehmen könnten sich wieder einmal im Auge des Zyklons wiederfinden: Liberty Rail mit 430 Mitarbeitern in Hayange (Mosel), ein Zulieferer der SNCF, der in elf Jahren bereits dreimal verkauft wurde, und Ascoval, ein Stahlwerk mit 270 Mitarbeitern in Saint-Saulve (Nord), das nach dem Verkauf durch Vallourec im Jahr 2015 einen unendlichen Weg von Übernahme zu Übernahme hinter sich hat und dessen Übernahme durch GFG erst acht Monate her ist.

Die beiden Unternehmen, die gerade eine enge Komplementarität aufgebaut und einen Produktionssprung erlebt haben, könnten durch die finanzielle Logik erneut bedroht sein. Bruno Le Maire hat zwar 20 Millionen Euro auf den Tisch gelegt und erklärt, dass er die Mitarbeiter niemals im Stich lassen würde – aber GFG scheint sich vorerst nicht weiter engagieren zu wollen.

Die Verbrennungsmotoren sind doch gerade das Kerngeschäft der besagten Industrie

Doch es gibt einen noch schwerwiegenderen Grund, der die Zukunft der Gießereiindustrie bedroht: Das 2019 verabschiedete sogenannte « Mobilitätsorientierungsgesetz » sieht ab 2040 ein Verbot des Verkaufs von Neuwagen mit herkömmlichen Motoren vor. Dabei sind Verbrennungsmotoren doch gerade das Kerngeschäft der besagten Industrie.

Das Todesurteil für benzinbetriebene Autos zugunsten von Elektrofahrzeugen ist Teil der « ökologischen Wende », die jetzt als großes Ziel von Brüssel fest geschrieben wurde. Ein Bericht der Unternehmensberatung Roland Berger aus dem Jahr 2020 schätzt die Zahl der Arbeitsplätze, die durch diese sogenannte « klimafreundliche »-Politik vernichtet werden, auf 5.000 allein im Gießereisektor bis zum Jahr 2030. Das sind 40 % der Belegschaft dieser Branche.

Aber die soziale Katastrophe wartet nicht bis dahin. Warum jetzt in eine Produktion investieren, deren Ende bereits durch politische Entscheidungen besiegelt ist? Viele Gießereien wurden gerade liquidiert oder sind von der Schliessung bedroht. Dies ist zum Beispiel der Fall bei der Fabrik FVM in Villers-la-Montagne (130 Mitarbeiter, Meurthe-et-Moselle), die am 19. April von den Gerichten für aufgelöst erklärt wurde. Oder MBF Aluminium in Saint-Claude (300 Beschäftigte, Jura), deren Mitarbeiter damit drohten, den Standort in die Luft zu sprengen, und wo drei von ihnen in den Hungerstreik traten.

Der europäische Imperativ des „ökologischen Übergangs“ erklärt, warum die von Bercy angepriesenen öffentlichen Mittel nicht für Investitionen bestimmt sind – die die Grundlage für eine Wiederbelebung der industriellen Tätigkeit bilden würden – sondern für die « Umstellung » des Personals. Es ist genau diese Logik der De-Industrialisierung und « Begleitung », die die Beschäftigten von Caudan und anderswo durchbrechen wollen.

Ermutigung kam von der SAM-Gießerei in Viviez (Aveyron). Am 6. Mai gingen die Mitarbeiter dort wieder an die Arbeit: Nach 23 Tagen Streik erwirkten sie von ihrem Hauptkunden Renault die Zusage für zusätzliche Aufträge…

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